Schreibabys bringen Eltern oft an Ihre Grenzen. Was Sie für Ihr Baby und für sich selbst tun können.
Kleine Kinder leiden häufig unter akuten Mittelohrentzündungen. Was dahinter steckt und was hilft?
Wer schon einmal unter einer akuten Mittelohrentzündung („Otitis media acuta“) gelitten hat, weiß, wie schmerzhaft diese ist. Besonders häufig sind Kinder im Alter zwischen 6 und 24 Monaten davon betroffen. Aber warum sind es gerade die Jüngsten, die Mittelohrentzündungen bekommen – und was können Eltern jetzt für die kleinen Patientinnen und Patienten tun?
Ursachen für Mittelohrentzündungen
Statistisch gesehen haben rund 80 Prozent aller Kinder bis zu ihrem dritten Geburtstag mindestens einmal eine Mittelohrentzündung durchgestanden – manche sogar mehrmals. Meist ist der Spuk nach drei Tagen vorbei. Doch wo liegen die Gründe dafür?
Mittelohrentzündungen vorbeugen
Um schmerzhafte Entzündungen nach dem Baden zu vermeiden, ist es wichtig, dass die Ohren nicht zu lange feucht bleiben – vor allem, wenn es windig ist und Ihr Kind anschließend im Sand spielt. Zunächst am besten den Kopf leicht zur Seite neigen, damit das Wasser abfließen kann. Dann die Ohren vorsichtig mit der Ecke des Handtuchs abtupfen.
Kinder, die regelmäßig Probleme haben, sollten im Wasser eine Badekappe oder spezielle wasserabweisende Watte beziehungsweise Ohrstöpsel tragen. Glycerinhaltige Ohrentropfen bilden einen Schutzfilm für die Haut und sind auch für Säuglinge, Kleinkinder und Schwangere geeignet. Auch sogenannte desinfizierende Tauchertropfen aus der Apotheke haben sich bei größeren Kindern bewährt. Sprechen Sie uns an. Wir beraten Sie gern.
Symptome einer Mittelohrentzündung
Bei einer Mittelohrentzündung sind Kinder oft in einem schlechten Allgemeinzustand. Babys trinken wenig, sind müde, unleidlich, schreien oder weinen häufiger als sonst. Manche fassen sich auch mit den Händen ans Ohr. Zu den typischen Symptomen zählen auch
- heftige, plötzlich einsetzende Schmerzen auf einem oder beiden Ohren, besonders am Abend oder in der Nacht,
- Fieber über 38 Grad Celsius,
- schlechtes Hören,
- manchmal auch Bauchweh, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall (unter anderem, weil kleinere Kinder die Symptome oft nicht klar benennen können) sowie Störungen des Gleichgewichtes.
Und Erwachsene?
Ohrenschmerzen treffen auch Erwachsene, wenn auch seltener: „Otitis externa“ lautet die Bezeichnung für Entzündungen des äußeren Gehörgangs. Diese verstärken sich beispielsweise beim Sprechen oder Kauen oder beim Drücken außen auf den Ohrknorpel. Auslöser sind Viren, Bakterien oder Pilze, die man sich durch Feuchtigkeit im Ohr (etwa durch Wassersport oder häufiges Schwimmen im Chlor- und Salzwasser) oder Verletzungen mit Wattestäbchen zuzieht. Bei der „Otitis media“ sind dagegen die inneren Gehörgänge betroffen. Probleme im Kiefer- und Zahnbereich sind ebenfalls häufig eine Ursache für Ohrenschmerzen bei Erwachsenen.
Risiken einer Mittelohrentzündung
Eine Mittelohrentzündung muss immer ärztlich begleitet werden. Normalerweise heilt sie nach wenigen Tagen schnell und gut aus. Aber es kann auch zu Komplikationen kommen, beispielsweise, weil sich die Infektion ausbreitet und dann gefährlich werden kann. Zudem können Entzündungen des Gehörganges zu Schwerhörigkeit führen. Wird der Druck durch den Paukenerguss im Innenohr zu groß, kann das Trommelfell reißen. Dann fließt das Sekret nach außen ab und die Schmerzen werden schlagartig besser. Aber: Wenn Flüssigkeit im Ohr zurückbleibt, kann das langfristig das Hörvermögen beeinträchtigen. Häufige Risse im Trommelfell können vernarben – auch das kann die Qualität des Hörens mindern.
Gutes Hören und Gehirnentwicklung
Gerade in den ersten Jahren bilden sich die Nervenbahnen vom Gehör zum Gehirn aus. Kinder, die nicht gut hören, trainieren diese Reizleitungen nicht. Das kann später zu einer Verzögerung der Sprachentwicklung oder Wahrnehmungsproblemen führen. Schon allein deshalb sollten Mittelohrentzündungen auch immer vom Kinderarzt beziehungsweise der Kinderärztin begutachtet werden.
Das hilft bei einer Mittelohrentzündung
Damit das Kind möglichst schnell schmerzfrei ist, gibt es bei uns in Ihrer Apotheke entsprechende Schmerzmittel. Bei kleinen Kindern sind Schmerz- und Fiebersäfte oder Zäpfchen mit den Inhaltsstoffen Ibuprofen oder Paracetamol empfehlenswert.
Ob es darüber hinaus auch ein Antibiotikum braucht, entscheidet der Arzt. Meist wartet man heute eher zwei bis drei Tage ab und beobachtet, ob sich die Beschwerden von allein bessern, bevor man zu Antibiotika greift. Denn wenn die Entzündung durch Viren ausgelöst wurde, wirken Antibiotika nicht. Der zu häufige Einsatz schädigt die körpereigene Darmflora und fördert Resistenzen gegen bakterielle Keime, deshalb sollte man ihn sorgfältig abwägen. Lindernd wirken pflanzliche Tropfen zum Einnehmen mit Holunder, Eisenhut (Aconitum), Kamille, Sonnenhut und Arzneipaprika, die schon ab dem Säuglingsalter zugelassen sind.
Sind Ohrentropfen empfehlenswert?
Bei einer Mittelohrentzündung gilt: Nicht auf eigene Faust Ohrentropfen verwenden! Denn wenn das Trommelfell beschädigt ist, sind Tropfen tabu. Bei intaktem Trommelfell eignen sich schmerzstillende und wärmende Ohrentropfen zum Beispiel mit Lavendel, Aconitum und Kampfer, die ebenfalls schon für Babys geeignet sind. Fragen Sie im Zweifelsfall bei uns in Ihrer Apotheke nach – auch, wenn Sie selbst von Ohrenschmerzen betroffen sind.
Hilfreiche Hausmittel
Es gibt einige Hausmittel, die bei Ohrenschmerzen helfen können. Ob diese für Ihr Kind geeignet sind, lässt sich nicht per se sagen. Manchen Kindern hilft Wärme am entzündeten Ohr, andere reagieren darauf unleidlich. Da hilft nur, es auszuprobieren. Hier einige Hausmittel im Check:
- Zwiebelsäckchen: Die ätherischen Öle der Zwiebel steigern die Durchblutung im Ohr, Schmerzen werden gelindert und die Entzündung gehemmt. Dafür eine rohe Zwiebel in kleine Würfel schneiden, leicht erwärmen und in ein sauberes Leinen- oder Baumwolltuch wickeln. Das Tuch zu einem Säckchen formen und auf das entzündete Ohr legen – dreimal täglich etwa eine halbe Stunde.
- Kirschkern- oder Dinkelkissen: Sie können aufgewärmt werden und ebenfalls schmerzlindernd wirken.
- Rotlichtlampe: Manchen Kindern, die nichts direkt am Ohr haben möchten, tut die Wärme der Rotlichtlampe gut.
- Aufrechte Schlafposition: Liegt das Kind zu flach, steigt der Druck im Ohr. Eine aufrechtere Liegeposition hilft, dass aufgestautes Sekret leichter abfließen kann.
Paukenröhrchen
In manchen Fällen raten HNO-Ärzte Eltern bei wiederholten Mittelohrentzündungen auch dazu, die Rachenmandeln des Kindes kappen zu lassen und ein Paukenröhrchen ins Trommelfell einzusetzen. Das winzige Metall- oder Kunstoffrohr verbleibt dort etwa ein halbes Jahr und dient der besseren Belüftung des Mittelohrs und dem Abfluss des Sekretes.
Risikofaktoren
Es gibt einige Dinge, die Entzündungen der Gehörgänge fördern können. Dazu zählen:
- Erkältungen der oberen Atemwege
- vergrößerte Rachenmandeln
- Allergien oder andere Grunderkrankungen
- der häufige Gebrauch des Schnullers
- eine Umgebung, in der Kinder Zigarettenrauch ausgesetzt sind
- der tägliche Kontakt zu vielen Kindern in den ersten drei Lebensjahren, zum Beispiel in der Kita
- mit Atemwegsinfekten auf Flugreise gehen
Nasentropfen befreien
Eine gute Belüftung des Innenohrs ist bei Entzündungen sehr wichtig. Nasentropfen helfen, die Schleimhäute abzuschwellen – das befreit auch die Gehörgänge. Für Babys und Kleinkinder gibt es bei uns in Ihrer Apotheke spezielle Tropfen oder Sprays. Wir beraten Sie gern, welche die richtigen für Ihr Kind sind und zu Alter und Gewicht passen.
Ulrike Welslau,